
Katharina Krenkel arbeitet sowohl plastisch als auch grafisch. Ihre Skulpturen entstehen aus Wolle und anderen häkelbaren Materialien wie Absperrband, Müllsäcken, Draht, Videobändern und Gummiprofilen. Sie schafft „weichen Skulpturen“, im Gegensatz zum herkömmlichen Verständnis der Bildhauerei, das „harte“ Materialien bevorzugt. Ihre Arbeiten könnt ihr ab dem 26. Juli in der HBK Galerie in Saarbrücken sehen, dort stellt sie mit anderen ehemaligen Studierenden ihre zweiteilige Arbeit „ON/OFF“ aus, eine Vorstudie zu Ihrer Arbeit “Pleasure Patchwork“.
Photo Credits:
1-15, 18-20 Rich Serra
16, 17 Dirk Guldner
Künstlerportrait: Katharina Krenkel
Katharina Krenkel, geboren 1966 in Buenos Aires, Argentinien, ist eine deutsche Bildhauerin und Grafikerin, die sich durch ihre unkonventionelle Herangehensweise an die Bildhauerei einen Namen gemacht hat. Sie lebt und arbeitet in Köllerbach im Saarland und ist bekannt für ihre „Soft Sculptures“ – gehäkelte Skulpturen aus Wolle und anderen fadenartigen Materialien wie Absperrband, Müllsäcken oder Videobändern. Ihre Werke stellen eine bewusste Abkehr vom traditionellen Verständnis der Bildhauerei dar, das oft mit harten Materialien wie Stein oder Metall assoziiert wird, und verbinden stattdessen das Handwerk des Häkelns mit künstlerischer Reflexion.
Leben und Werdegang
Krenkel wuchs in Stuttgart auf und absolvierte von 1987 bis 1993 ein interdisziplinäres Studium in Kunst und Design an der Hochschule der Bildenden Künste Saar (HBKsaar), wo sie bei Oskar Holweck lernte und 1993 mit einem Diplom in Kommunikationsdesign abschloss. Schon während ihrer Kindheit in einem streng protestantischen Haushalt entwickelte sie eine Vorliebe für die Kunst als Ausdrucksmittel und Abgrenzung. Seit 1989 ist sie freischaffend tätig und hat sich mit ihrer Häkelkunst eine einzigartige Position in der zeitgenössischen Kunstszene erarbeitet.
Werk und Stil
Krenkels Arbeiten sind eine faszinierende Mischung aus Präzision und Organik. Sie überführt Strukturen der Welt – sei es Natur, Alltag oder zwischenmenschliche Begegnungen – in Häkelmuster, die durch Überzeichnung, veränderte Proportionen und ironische Brechungen die Wahrnehmung verschieben. Ihre „weichen Skulpturen“ entstehen Masche für Masche in einem additiven Prozess, der mathematische Genauigkeit mit sinnlichem Wachstum verbindet. Werke wie Die Busen der Natur (1994), Mikromysterium (2020) oder ihre gehäkelten Viren und Bakterien zeigen, wie sie Klischees der Handarbeit aufgreift und in einen künstlerischen Kontext stellt.
Sie liebt den Widerspruch zwischen hart und weich, zwischen traditionellem Handwerk und moderner Kunst. Neben Wolle verwendet sie oft ungewöhnliche Materialien, die sie zu dreidimensionalen Formen verarbeitet, und legt dabei Wert auf Nachhaltigkeit durch die Nutzung von Resten. Ihre Themen drehen sich um Alltag, Körperlichkeit, Natur und die Sehnsucht nach Struktur im Chaos.
Einfluss und Vermächtnis
Mit über 30 Jahren Ausstellungstätigkeit, darunter Solo- und Gruppenausstellungen in Deutschland, Luxemburg und sogar Australien, hat Krenkel die Grenzen zwischen Kunst und Handwerk neu definiert. Projekte wie ihre künstlerische Wanderung durchs Saarland (2018) oder das „Saarland-Stipendium“ (2024), das sie mit ihrem Partner O.W. Himmel ins Leben rief, zeigen ihre Innovationsfreude und ihr Engagement für die Förderung junger Künstler. Ihre Werke sind in zahlreichen Sammlungen vertreten, etwa im Saarland-Museum oder im Kunstmuseum Albstadt.
Krenkels Kunst ist ein Spiegel ihrer Persönlichkeit: fleißig, reflektierend und spielerisch zugleich. Sie fordert uns auf, die Welt mit neuen Augen zu sehen – durch die Maschen ihrer Häkelnadel.
Weiterführende Informationen zu Katharina Krenkel
Offizielle Website/Blog: https://katharinakrenkel.blogspot.com/
Katharina Krenkel auf Instagram: https://www.instagram.com/kittys_fuzzy_world/
Wikipedia (deutsch): https://de.wikipedia.org/wiki/Katharina_Krenkel
Busentopflappen-Projekt: https://www.busentopflappen.de/